20. Januar 2024

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Spotlight: Octavia Butler: Die Xenogenesis-Trilogie

Ausschnitt Cover: Xenogenesis Trilogie
Eine kurze Beschreibung der Xenogenesis-Trilogie ...

von Elias B.

Octavia Butler – Xenogenesis Trilogie

Cover: Octavia Butler: Xenogenesis TrilogieIm Jahr 2022 Octavia Butlers Xenogenesis Trilogie (1987-1989) zu lesen, fühlt sich an wie ein Blick in die Vergangenheit, der mit der jetzigen Gegenwart kollidiert und immer noch in die Zukunft schaut. Diese Kollision macht die Lektüre heute genauso spannend wie damals.

Die erste Kollision, die in der Xenogenesis verhandelt wird, ist die Konfrontation mit dem Fremden – dem Xenos. Dabei stellt Butler allzu Menschliches dem Unmenschlichen gegenüber und fragt nach dem wie: Wie könnte die Begegnung mit einer anderen Art, samt ihren Folgen und Forderungen für die Menschheit aussehen?

Ein zweiter mit der Gegenwart kollidierender Topos ist die vom Menschen gemachte Zerstörung der Welt und der daraus resultierenden existenziellen Notwendigkeit der Veränderung; in Butlers Fall der für den menschlichen Fortbestand unabdingbaren Koexistenz von anti-hierarchischen fremdartigen Wesen – den Oankali – mit den autodestruktiven Menschen.

Aber auch andere Topoi, die heute immer noch progressiv sind, lassen sich in der Trilogie finden: Veganismus und Genderfragen.

Octavia Butler, als einzige vom Nebula und Hugo Award geadelte afroamerikanische Schriftstellerin ihrer Zeit (1947 Pasadena, Kalifornien – 2006 Lake Forest park, Seattle), schrieb die Xenogenesis Trilogie Ende der 1980er Jahre, als sie bereits mit der Patternist Serie und insbesondere der Kurzgeschichte Speech Sounds (1984: Hugo Award) und der Novelle Bloodchild (1985: Hugo/Locus/Nebula Award) ein neuer Stern am Himmel rezenter Science-Fiction Literatur war.

Cover: Octavia Butler: Xenogenesis TrilogieFür eine ausführlichere biografische Skizzierung soll hier der fabelhaft recherchierte Artikel von Judith Vogt herangezogen werden: https://www.tor-online.de/feature/buch/2020/05/science-fiction-von-frauen-teil-12-octavia-butler/.

Im Zuge der Recherche für die Xenogenesis-Trilogie nahm Butler den Weg in die Anden und ins Amazonasgebiet auf sich. Das Leben im Dschungel und die Art und Weise wie sich die Protagonist_innen in den Büchern ernähren (Stichwort Veganismus) bzw. durchschlagen müssen, lässt ihre Recherchen plausibel durchschimmern, ohne allzu vordergründig zu sein oder konstruiert zu wirken.

Aber kommen wir zum Inhaltlichen:

Was macht die Menschheit in einer nicht allzu fernen Zukunft? Richtig, sie vernichtet sich in einem nuklearen Holocaust selbst. Warum? Weil sie es genetisch nicht anders kann. Der Mensch ist des Menschen Wolf!

So zumindest sehen es die Oankali, dreigeschlechtliche Alienwesen mit Tentakeln, die die wenigen Überlebenden der Erde gerettet haben und ihnen nach Jahrhunderten des Tiefschlafes eine geheilte Welt und damit zweite Chance geben.

Aber die Rettung hat ihren Preis …

Cover: Octavia Butler: Xenogenesis TrilogieButler hat mit dieser Ausgangslage ein Setting für drei spannende Bücher ausgebreitet:

Im ersten Buch “Dawn” (dt. Dämmerung) folgen wir Lilith, die als erster Mensch nach 250 Jahren des Tiefschlafs geweckt wird und mit den Oankali in Kontakt tritt. Sie wurde von den Aliens auserkoren, die anderen Überlebenden in die neue “alte” Welt zu führen. Dafür muss sie sich zuerst mit dem dritten Geschlecht der Oankali – einem Ooloi – verbinden. Lilith muss die Überlebenden, ehe sie die Erde betreten dürfen, aber erst noch von den Absichten der Oankali überzeugen.

Wie weit sind die Menschen bereit zu gehen, um ihre “Rasse” (race) zu verteidigen?

Im zweiten Buch “Adulthood Rites” (dt. Rituale) folgen wir dem Sohn Liliths, Akin, der als Hybridgeborener von den auf der Erde lebenden, unfruchtbaren Rebellen gekidnappt wurde. Er muss zwischen den Rebellen und denjenigen, die sich mit den Oankali verbunden haben, um des Friedens Willen, vermitteln. Akin, selbst halb Mensch, weiß um die Welt der Menschen, um ihr selbstzerstörerisches Potenzial und um ihren Willen sich zu reproduzieren, unabhängig von ihrem in den Genen veranlagten Drang zur Selbstzerstörung.

Was heißt es, Mensch zu sein?

Im letzten Buch, “Imago” (dt. Imago), folgen wir Jodah, ein auf der Erde Erstgeborener des dritten Geschlechts der Oankali – eines Ooloi – wie er für seinen eigenen Fortbestand versucht, sich mit den wenigen isoliert lebenden und fruchtbar gebliebenen Rebellen zu verbinden. Die Rebellen, gezeichnet von Inzest, folgen ihren selbstbestimmten Regeln und verteufeln die Oankali. Jodah hat als Ooloi die Fähigkeit zu heilen, aber nur, wenn die Menschen bereit sind sich mit ihm zu verbinden.

Cover: Octavia Butler: Xenogenesis Trilogie Cover: Octavia Butler: Xenogenesis Trilogie Cover: Octavia Butler: Xenogenesis TrilogieWie weit gehen die Menschen für ihren Selbsterhalt?

Kurzum: Ein spannender und unglaublich kluger Ritt durch die neue, fremdartige und befremdliche Menschwerdung, der Xenogenesis.

Dabei gehen alle drei Bücher mit ihren unterschiedlichen Charakteren und Perspektiven nahtlos ineinander über. Die Grundstimmung bleibt immer düster, die Sprache unglaublich präzise und dicht an den Figuren. Jeder Punkt und jedes Komma sitzt.

Absolut lesenswert!

Und nicht umsonst ein Klassiker der Science-Fiction Literatur.

Xenogenesis Trilogie:

— Dawn (1987) / Dämmerung (1991)

— Adulthood Rites (1988) / Rituale (1991)

— Imago (1989) / Imago (1991)

Cover: Octavia Butler: Xenogenesis Trilogie

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